Eine Woche Moorbesetzung / One Week of Swamp Occupation

Eine Woche Moorbesetzung. Aus Wald wurde Wiese. Aus Baumhaus wurde Zelt. Gestern morgen kam der Bescheid vom Landrat, dass er uns aus “baurechtlichen Gründen” vom Land haben möchte. Dass das vorgeschoben und billig ist, darin sind wir uns alle einig. Auch einig sind wir uns darin, dass der werte Herr Oberipfel vom Land, Graf von und zu Bensberg, damit nicht durch kommen wird und mit der Sache auch eigentlich überhaupt nichts zu tun hat. Die Majestät hat dem Ordnungsamt die Zuständigkeit eigenmächtig entzogen. Jetzt gäbe es nur noch den Sheriff und uns. Und die Cops natürlich. Ein Schreibtisch-Sheriff macht sich ja nicht selbst die Hände schmutzig. Wie schade eigentlich, wir würden die Hoheit gerne mal bei uns im Matsch empfangen. Unter der Plane ist es auch trocken. Windig ist es überall, aber so ist das mit der echten Welt. Die hat auch mal schiet Wetter. Hier im Norden gehört das zum Glück noch zur Allgemeinbildung, die Landschaft wird Herr Bensberg aber wohl vor allem aus dem Fenster kennen. Wo wir gerade bei dem Thema sind: von welchen “Bauwerken” sprechen Sie eigentlich, wenn Sie mit dem Baurecht argumentieren?

Wie dem auch sei, genug über alte weiße cis-dyn-Männer in hierarchischen Positionen gesprochen. Zurück zur Sache. Wir haben uns mehrfach anwaltlich bestätigen lassen, dass es sich hierbei eigentlich nur um schmutzigen Papierkrieg zur Zermürbung a.k.a. Repression handelt – nicht nur gegen uns, in diesem Fall vor allem gegen den solidarischen Landwirt, der uns auf seinem Grundstück duldet. Aber das wird nichts helfen. Wir sind weit schlimmeres gewohnt. Dafür sind wir zu viele und zu gut vernetzt. Für jedes Aktivisti im Baum sind 5 auf dem Boden. Und für jedes Aktivisti vor Ort sind 10 im Hintergrund aktiv. Wir sind eine Bewegung. Wir sind die Menschen, die sich gegen den Diebstahl ihrer Zukunft wehren. Wir sind die Natur, die sich selbst verteidigt.

Und jetzt? Ich persönlich würde gerne mit den Eigentümern des Waldes sprechen. Leider bin ich gestern gefahren. Nachhaltiger Aktivismus und so. Aber das schöne an autonomen Strukturen ist ja, dass sie nicht an Individuen hängen – wenn es gut läuft. Wir sehen uns nächste Woche, Garni!

-Y

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One week of swamp occupation. Forest became meadow. Tree house became tent. Yesterday morning we got the notice from the district administrator that he wants to have us from the district for “building law reasons”. We all agree that this is pretextual and cheap. Also we are united in the fact that the worthy Mr. Upperdonk of the district, count of and to Bensberg, will not succeed with it and that it’s actually none of his business. The majesty has withdrawn the competence of the public order office arbitrarily. Now there would be only the sheriff and us. And the cops, of course. A desk sheriff doesn’t get his own hands dirty. What a pity, actually, we would like to welcome the highness in our mud. It’s dry unter the tarp. Windy it is everywhere, but that’s the real world. It also has bad weather. Here in the north, this is fortunately still part of general knowledge, but Mr. Bensberg will probably know the landscape mainly from the window. While we’re on the subject: what “buildings” are you actually talking about when you argue with the building law?

Anyway, enough talk about old white cis-dyn men in hierarchical positions. Back to the real topic. We have had it confirmed several times by lawyers that this is really just dirty paperwork for attrition a.k.a. repression – not only against us, in this case especially against the solidary farmer who tolerates us on his property. But this will not help anything. We are used to far worse. We are too many and too well connected for that. For every activist in the tree there are 5 on the ground. And for every activist on the ground, there are 10 active in the background. We are a movement. We are the people resisting the theft of their future. We are nature defending itself.

And now? Personally, I would like to talk to the owners of the forest. Unfortunately, I left yesterday. Sustainable activism and so on. But the nice thing about autonomous structures is, after all, that they’re not attached to individuals – when things are going well. See you next week, Garni!

-Y

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Leser*innenbriefe

Gestern war folgender Leser*innenbrief über unsere Besetzung in der lokalen Zeitung, der Nord-West Zeitung (NWZ):

Gestern wurde folgender Leser*innenbrief an die NWZ geschickt:

Wir fragen uns ein bisschen: Wo sind sie, die „vielen“, die die Autobahn wollen? Uns grüßen alle freundlich, die vorbeifahren. Ausnahmslos alle, die mit uns reden, drücken ihre Unterstützung aus. Wir schwimmen in Liebe! Sie aber, Lieber Herr von Scheven, haben wohl noch immer nicht verstanden, dass es gar nicht nur um uns geht. Um unsere unmittelbaren Bedürfnisse geht es schon lange nicht mehr. Ihnen ist die Dringlichkeit unseres Anliegens wohl noch immer nicht klar.

Der Grund, weshalb wir hier sind – und bisher wirklich nichts tun, außer hier zu sein – ist auch nur zu einem Teil diese Autobahn und dieses Moor. Wir handeln nicht zuletzt im Sinne des Bundesverfassungsgerichtes: wir setzen unser verfassungsmäßiges Recht auf eine Zukunft durch. Das haben mittlerweile hoffentlich alle verstanden. Wir verstehen uns auch als Stimme derer, die nicht in der deutschen Demokratie repräsentiert werden. Die Folgen des Klimawandels wirken global. Ein JA zur Autobahn ist ein JA zur Umweltzerstörung und Dürren, auch hier im Ammerland.

Nur zur Erinnerung: nach aller Voraussicht ist hier in wenigen Jahrzehnten alles unter Wasser. Wir brauchen notwendigerweise einen Wandel, der weit über diese Autobahn hinaus geht. Nicht, weil wir es gerne wollen, sondern, weil sich alles ändern wird. Das hier ist erst der Anfang. Dies ist eine Chance, endlich anzufangen, die Stoßrichtung zu ändern.
Es grüßt, aus der „illegalen Zeltstadt“, die legale Versammlungsleitung der angemeldeten Versammlung,

[Name]

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#GarniBleibt – Der Wald im Moor ist besetzt! / The Forest in the Swaps is occupied!

Die Besetzung des Dannenröder Waldes ist Geschichte. Alle Strukturen (mit Ausnahme vom Tempel bei Oben) sind aus dem Wald verschwunden. Die Baustellen der A49-Erweiterung laufen warm. Vor kurzem wurde die (nun bereits wieder akut räumungsbedrohte) Besetzung des Seehausener Waldes in der Altmark öffentlich; hier soll das Gleiche für die A14 passieren. Bei Trier ist nun der Besch gegen den Moselaufstieg (eine neue Bundesstraße) besetzt. In Kaufungen bei Kassel formiert sich der Widerstand gegen die A44, damit auch der Stiftswald erhalten bleibt. Der Bundesverkehrswegeplan sieht noch über 850 Kilometer Autobahnneubau bis 2030 vor. Dabei ist das, was wir in Zeiten globaler Krisen in Bezug auf Mobilität am dringendsten brauchen, eine echte soziale Transformation, eine radikale Verkehrs- und Mobilitätswende.
 
In Solidarität nicht nur mit den aktuellsten Verkehrswendebesetzungen, sondern mit allen antifaschistischen Klimagerechtigkeitsbesetzungen weltweit haben wir die Garnholter Büsche besetzt, um den Auftakt eines weiteren Massakers im Kontext eines globalen Ökozids zu verhindern: Hier soll der erste Bauabschnitt des größten, klimaschädlichsten und teuersten Projektes des Bundesverkehrswegeplans realisiert werden.
 
Die A20, welche aktuell von der Uckermark in Brandenburg bis nach Bad Segeberg in Schleswig-Holstein führt, soll um über 200 Kilometer bis nach Westerstede hinter Oldenburg im Westen Niedersachsens verlängert werden. Der Ausbau ist in über 20 Planungsabschnitte unterteilt, soll über 5 Mrd. Euro kosten, den längsten Unterwassertunnel Deutschlands bekommen (Elbquerung; >5 km) und bis 2030 fertig gestellt sein.
 
 
Unser größtes Problem daran: Ungefähr 80% der Neubaustrecke führt durch “problematischen Grund” – Moor und Marsch. Da wir uns in den Anfängen einer globalen Klimakrise befinden und das Biotop “Moor” – mit einer zehn mal höheren Kohlenstoffspeicherkapazität im Vergleich zum Wald – zu unseren größten Chancen gegen den Klimakollaps zählt, ist der Bau der Strecke nach unserer Ansicht unvereinbar mit Art. 20a des Grundgesetzes. Auf dieser Grundlage rufen wir zum Ungehorsam auf.
 
Nun liegt der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt 1 des Niedersächsischen Projektteils seit kurzem vor. Im Westen soll die A28 zwischen Westerstede und Bad Zwischenahn mit der A29 bei Hahn-Lehmden verbunden werden. Ausgerechnet hier – am westlichsten Ende – soll nun auch noch ein weiterer Wald für eine rückwärtsgewandte und zerstörerische Wirtschaft auseinander gerissen werden.
 
Das nehmen wir nicht hin.
 
Darum haben wir die Garnholter Büsche besetzt.
 
Wir bleiben, bis die A20 geht. #GarniBleibt
 
Neben dem Autobahnbau gefährdet besonders die Braunkohle-Industrie mit dem Hambacher Forst, dem Lützerather Wald sowie dem Unser Aller Wald in Keyenberg aktuell drei besetzte Wälder, welche zusammen mit den Dörfern und Feldern, Wiesen und unbesetzten Wäldern im Rheinland, aber auch in Sachsen, in der Tschechischen Republik und in Polen der nimmersatten Mär des “unbegrenzten Wachstums” zum Fraß vorgeworfen werden sollen.
 
Mit der geräumten ZAD de la Colline in der Schweiz, dem Widerstand bei Gallok in Schweden sowie dem Altdorfer Wald bei Ravensburg stehen wir ebenfalls solidarisch gegen den lebensfeindlichen Rohstoff-Raubbau weltweit. Dieser hinterlässt hier deutliche Spuren und Auswirkungen, ist jedoch kaum zu vergleichen mit dem Umfang und den Auswirkungen dieses Industriesektors, die im globalen Süden zu finden sind und überdies mit gravierenden Menscherechtsverletzungen einhergehen. Wir solidarisieren uns mit allen antifaschistischen und emanzipatorischen Kämpfen für Gerechtigkeit weltweit, da Klimagerechtigkeit nicht ohne soziale Gerechtigkeit zu denken ist.
 
Wir solidarisieren uns mit allen autonomen Schutzräumen, in welchen die Opfer systematischer und struktureller Gewalt und Repression Ruhe finden. Wir solidarisieren uns mit Graswurzelbewegungen auf der ganzen Welt wie den Zapatistas oder den Pacific Climate Warriors sowie allen Individuen, die sich im Namen der Klimagerechtigkeit zum Teil unter Einsatz und viel zu häufig unter Verlust ihres Lebens oder ihrer Freiheit der faschistoiden, kapitalistisch-patriarchalen Hegemonie entgegen stellen. Wir sind der Wandel. Wir sind die Abkürzung. Wir sind Teil der Lösung. Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen.
 
#SystemChangeNotClimateChange #OneStruggleOneFight
#AlleWälderBleiben #KeinBaumIstEgal
 
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Quellen und weitere Infos:
 
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The occupation of the Dannenröder forest is history. All structures (except for the Temple at Oben) have disappeared from the forest. The construction sites of the A49 extension are warming up. Recently the occupation of the Seehausen Forest in Altmark (now already again acutely threatened with eviction) became public; the same is to happen there for the A14. Near Trier, the Besch against the Moselaufstieg (a new national road) is now occupied. In Kaufungen near Kassel, resistance against the A44 is forming so that the Stiftswald can also be preserved. The Federal Transport Infrastructure Plan still envisages over 850 kilometers of new highway construction by 2030. Yet what we need most urgently in times of global crises with regard to mobility is a genuine social transformation, a radical change in transport and mobility.

In solidarity not only with the most current traffic transformation occupations, but with all anti-fascist climate justice occupations worldwide, we have occupied the Garnholter Büsche to prevent the start of another massacre in the context of a global ecocide: Here, the first construction phase of the largest, most climate-damaging and most expensive project of the Federal Transport Infrastructure Plan is to be realized.

The A20, which currently runs from Uckermark in Brandenburg to Bad Segeberg in Schleswig-Holstein, is to be extended by more than 200 kilometers to Westerstede behind Oldenburg in western Lower Saxony. The extension is divided into more than 20 planning sections, is to cost over 5 billion euros, will have the longest underwater tunnel in Germany (Elbe crossing; >5 km) and is planned to be be completed by 2030.

Our biggest problem with this is that about 80% of the new line runs through “problematic ground” – swamp and marshland. Since we are in the early stages of a global climate crisis, though, and the biotope “swamp” – with a ten times higher carbon storage capacity compared to forests – is one of our greatest chances against climate collapse, we believe that the construction of the highway is incompatible with Art. 20a of the German Constitution. On this basis, we call for disobedience.

Now the planning approval decision for section 1 of the Lower Saxony part of the project has recently been issued. In the west, the A28 between Westerstede and Bad Zwischenahn shall be connected with the A29 near Hahn-Lehmden. Here of all places – at the westernmost end – yet another forest is now to be torn apart for a backward-directed and destructive economy.

We will not accept this.

That is why we have occupied the Garnholter Büsche.

We will stay until the A20 goes. #GarniStays

In addition to the construction of the highway, the lignite industry in particular is currently endangering three occupied forests with the Hambacher Forst, the Lützerather Wald as well as the Unser Aller Wald in Keyenberg, which together with the villages and fields, meadows and unoccupied forests in the Rhineland, but also in Saxony, in the Czech Republic, and in Poland are to be thrown to the gluttonous fairy tale of “unlimited growth”.

With the recently cleared ZAD de la Colline in Switzerland, the resistance near Gallok in Sweden as well as the Altdorfer forest near Ravensburg we stand likewise in solidarity against the life-hostile raw material robbery world-wide. This leaves clear traces and effects here, but can hardly be compared with the extent and the effects of this industrial sector, which are to be found in the global south and, moreover, are accompanied by serious violations of human rights. We stand in solidarity with all anti-fascist and emancipatory struggles for justice worldwide, as climate justice cannot be thought of without social justice.

We stand in solidarity with all autonomous shelters where victims of systematic and structural violence and repression find peace. We stand in solidarity with grassroots movements around the world such as the Zapatistas or the Pacific Climate Warriors, as well as all individuals who oppose the fascistoid, capitalist-patriarchal hegemony in the name of climate justice, sometimes at the endangerment and far too often at the cost of their lives or freedom. We are the change. We are the shortcut. We are part of the solution. We are not all, the prisoners are missing.

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